Die Filmindustrie macht es vor: Läuft eine Kriminalserie gut, plant man gern eine neue Staffel, um an den Erfolg anzuknüpfen. Zum Glück sind die Opfer nur Schauspieler.
Ganz anders im realen Leben. In Panama gibt es seit Jahren das Reforestation-Programm, welches mittels Investition in Wiederaufforstung die Residencia Permanente (unbeschränkte Aufenthaltsgenehmigung) verspricht. Ende 2021 wurde dieses Programm aus 2 Gründen interessant. Zum einen, weil das beliebte Friendly Nation Programm plötzlich mit einer Hürde versehen wurde: Du musst $200,000.00 in eine Immobilie investieren oder als Festgeld anlegen. Daher war der Einstieg mit nur $100,000 in die Wiederaufforstung für einige eine interessante Alternative. Zum anderen wurden die Anforderungen an die Investition gemäss Gesetz N°199/2021 so aufgeweicht, dass aus heutiger Sicht die Reforestation-Company keinen Investorenschutz mehr bieten muss. Für betrügerische Unternehmer ein Eldorado, wie sich inzwischen herausstellt.
Simply Natural Farms (SNF)
Prominent wurde das Desaster durch den Niedergang der Unternehmensgruppe Simply Natural Farms, eine Agrar-Holding mit Aktivitäten in mehreren Ländern (USA, Israel, Peru, Panama etc.). In Panama waren unter dem Dach des Unternehmens circa 30 Gesellschaften registriert. Das Geschäftsmodell bestand darin, grosse zusammenhängende Ländereien zu erwerben, diese in 1-Hektar-Flächen aufzuteilen und an Investoren zu verkaufen. Der Deal setzte sich aus 2 Verträgen zusammen:
A - dem Kaufvertrag für das Land, mit dem Versprechen, dieses zu titulieren, zu erschliessen (Nivellierung, Zuwegung, etc.), Fruchtbäume anzupflanzen und eine unterirdische Bewässerung mit Hi-Tech-Komponenten aus Israel zu installieren.
B - dem Bewirtschaftungsvertrag, mit dem Versprechen, die gesamte Wertschöpfungskette von der Pflege und Bewässerung, der Ernte, bis zum Verkauf der Früchte, alles aus einer Hand für den Investor zu übernehmen. Das Unternehmen sollte zu 30% an den Erträgen partizipieren, während der Investor 70% erhalten sollte, ab dem fünften Jahr.
Man sagt, dass in den letzten 10 Jahren etwa 800 Investoren, meist aus USA und Kanada, etwa 3000 Hektar Land in Panama erworben haben sollen. Dazu kamen die grössten Treibhäuser Mittelamerikas, welche vor 5 Jahren medienwirksam von der panamaischen Politik eingeweiht wurden. Die Supermarktketten Panamas wurden unter anderem mit Mangos, Gurken, Honigmelonen und Limetten der Simply Natural Farmen beliefert. Man konnte die Farmen auch besichtigen, und wer dies tat, war in der Regel beeindruckt. Auch ich lies mich dadurch überzeugen, in einen Hektar Limettenplantage zu investieren.
Anfang 2022 wurde ein Reforestation-Produkt geschnürt, welches sich positiv von allen bisher am Markt befindlichen "langweiligen" Teakholzplantagen abhob, versprach es doch bereits ab dem 6. Jahr interessante Gewinnausschüttungen. Das Unternehmen verkaufte also nicht nur Land sondern ein "Investorenvisa mit eingebautem Business". Und dies mit den von der Regierung Panamas geforderten Zertifizierungen im Rahmen des Reforestation-Programms.
Der Pilot verlässt das Cockpit: Sturzflug in den Abgrund
Das ganze entwickelte sich jedoch für die Anleger und Kunden zum Albtraum, als im März 2023 der Präsident von Simply Natural, Alan Winstead, plötzlich zurücktrat und mit ihm die gesamte Administration. Brian Angiuli, bisher schon zu 50% Aktionär (mittels seiner Ehefrau) erwarb zwar die anderen 50% Aktien von Alan Winsteads Exfrau, trat aber nicht wie angekündigt sein Amt als neuer Präsident von Simply Natural an. Schlimmer noch: Die Anwaltskanzlei welche die Konten für Simply Natural führte und als "Agente Residente" fungierte, trat von allen Funktionen und Direktorenposten der SNF-Gruppe zurück, wodurch die Gesellschaften von Amts wegen suspendiert wurden und ihre Gechäftsfähigkeit verloren. Es gibt Berichte, wonach Brian Angiuli bereits Ende 2022 einem Vertrauten sagte, "Mirror-Companies" gegründet zu haben und Vertriebspartner für neue Avocadoplantagen in Chiriquí zu suchen, welche kurz vor der Zertifizierung für das Reforestationprogramm stünden.
Die vielen Mitarbeiter der Simply Natural Gruppe hatten also ab 8. März 2023 keinen Ansprechpartner mehr, wurden nicht mehr bezahlt, und die Farmen und Treibhäuser wurden sich selbst und dem Vandalismus überlassen. Es gibt sogar Fotoberichte in einer Facebook-Gruppe von betroffenen Investoren ("Simply Natural Farm Owners"), wonach ein Familienmitglied von Brian Angiuli am Abtransport der Millionenschweren Pumpanlage beteiligt gewesen sei. Farmlandeigentümer mussten aus der Ferne Berichte über den Abbau der verwertbaren Infrastruktur und der unterirdischen Bewässerung lesen und traurige Bilder über vertrocknete und verwahrloste Plantagen ansehen. Die Treibhäuser wurden komplett zerstört.
Da die Segregation und Titulierung von grossen Ländereien in 1-Hektar-Grundstücke sehr bürokratisch ist und offensichtlich auch nicht konsequent vorangetrieben wurde, sehen sich viele Investoren in der Situation, zwar ein Kaufversprechen über eine titulierte Farm von einem oder mehreren Hektar zu besitzen, jedoch ohne Titel im "Grundbuch". Andere haben ihren Titel im Registro Público, aber: Ein Hektar mitten in der Pampa, mit vertrockneten Bäumen, ohne Bewässerung und Zufahrt, was kann man damit anfangen? Denn die Investition bezog sich ja darauf, am Skalierungseffekt eines funktionierenden Agrarbetriebes zu partizipieren, d.h. der eigene Hektar war Teil einer grossen Anzahl gleichartiger nebeneinanderliegenden Flächen, welche zentral bewirtschaftet werden sollten. Nur im Gesamtkonzept konnte der Zugang zur eigenen Farm als auch die Produktivität erwartet werden.
Konstruktionsfehler, Investorenpech oder geplanter Betrug?
Es gab viele Anwaltskanzleien, die "Skandal, Skandal" gerufen und die Betroffenen dazu aufgerufen haben, zu klagen und ihr Geld zurückzuholen. Ich selbst hatte viel Hoffnung in den Strafrechtsanwalt Javier Calvo gesetzt, welcher in einer öffentlichen Videokonferenz betonte, diese Sache würde in jedem Fall für die Verantwortlichen mit Knast enden. Er bot sogar an, einen Grossteil der Honorare nur im Falle des Erfolgs zu kassieren. Leider hat sich diese Hoffnung zerschlagen. Angeblich ist die Staatsanwaltschaft in Penonomé der Meinung, es gäbe keine strafrechtliche Relevanz, da das Unternehmen funktioniert habe und nach "Corona" nicht wenige Unternehmen aufgeben mussten. Also Investorenpech. Man könne daher nur auf zivilrechtlichem Weg klagen - was in Panama mit grossen finanziellen Vorleistungen verbunden ist.
Die Lehre daraus? Das aktuelle Reforestationgesetz ist offensichtlich nicht zu Ende gedacht. Es soll Investoren ins Land ziehen, in Ordnung. Aber es wälzt die Verantwortung für ein Scheitern des Reforestation-Unternehmens auf den Kunden ab. Ich habe versucht, nach diesem "Krimi" mit Simply Natural, andere Reforestationprogramme kennenzulernen, welche ihren Investoren die versprochene Renditen gezahlt haben. Leider Fehlanzeige. Man hört nur von bestenfalls per Hubschrauber erreichbaren Teakholzplantagen im Dschungel von Darien, welche sich selbst überlassen sind und von Feuern, welche die Plantagen zerstören. Die Anwaltskanzlei, welche bisher die Simply Natural Investoren vor der Migrationsbehörde vertrat, lehnt daher für die Zukunft die Bearbeitung von Reforestation-Visa komplett ab. Zu gross ist das Risiko für DENFAB, den guten Ruf zu verlieren.
Dennoch gibt es weiterhin Anbieter, welche für diese "Produkte" werben und eine hohe Anfangsinvestition kassieren (zwischen 140k - 150k für die kleine Version, welche in 2.5 Jahren zur Residencia führt, oder 350k für die Sofort-Variante (Residencia Permanente innerhalb von 2 Monaten). Aus heutiger Sicht, mit den aktuellen Gesetzen, nicht zu empfehlen!
Neuer Name, neue Webseite, und wieder auf Kundensuche ...
Besonders erschreckend ist, dass offensichtlich die gleichen Leute, welche Simply Natural an die Wand gefahren haben, an anderer Stelle und mit neuem Namen wieder aktiv Werbung für diese Art "Investition" machen. Ich wurde vor 4 Wochen von der Person kontaktiert, welche für Simply Natural die Farmbesichtigungen durchgeführt hat und Assistentin von Brian Angiuli war (oder ist???). Sie offerierte Avocadoplantagen in Chiriquí als Reforestation-Paket, wobei in den neuen Verträgen nicht einmal mehr die Titulierung des Landes auf den Namen des Investors versprochen wird, sondern man lediglich eine Aktienbeteiligung erwirbt. Die gleiche Aufmachung der Werbung wie bei Simply Natural Farms, nur mit neuen Gesichtern auf dem Prospekt. Wer dahinter die Fäden zieht, ist für mich allzu offensichtlich, zumal die gleiche Anwaltskanzlei (360° Consulting) auch jetzt wieder im Spiel ist.
Fazit und Alternativen
Wenn man sich die Alternativen anschaut, um an die unbeschränkte Aufenthaltsgenehmigung für Panama zu kommen (Residencia Permanente), so steht ausser Frage, dass es aus heutiger Sicht keinen vernünftigen Grund gibt, sich noch für das Reforestation-Programm zu entscheiden:
Die 140k bis 150k (je nach Anbieter) muss man im Zweifel als "Kosten" des Residenciaantrags abschreiben, während die 200k beim Friendly Nation Programm echtes Immobilieneigentum sind, im Registro Público auf den eigenen Namen eingetragen, jederzeit vermietbar oder selbst bewohnbar. Selbst ein übereilter oder "schlechter" Kauf wäre mit vergleichsweise geringem Verlust wieder verkaufbar.
Das gleiche gilt für das 350k Reforestation-Angebot - Totalverlust wahrscheinlich. Dagegen ist das Golden Visa mit derzeit 300k Investition in eine eigene Immobilie ein echter Wert, sofort bewohnbar oder vermietbar, bei Bedarf verkaufbar und führt in der gleichen Zeit (2 Monate) zur dauerhaften Aufenthaltsgenehmigung.
Bei der eigenen Immobilie (Friendly Nation oder Golden Visa) habe ich selbst die volle Entscheidungsgewalt. Einen eingesetzten Administrator kann ich austauschen. Bei Reforestation-Programmen bin ich auf ein fremdes Unternehmen angewiesen, dessen Kompetenz und seriöse Geschäftsführung ich nicht beurteilen kann. Transparenz in Zahlen oder welcher Aktionär dahintersteht gibt es meist nicht. Dazu kommt, dass zwei getrennte Verträge mit unterschiedlichen Firmen abgeschlossen werden. Der Eigentümer des Landes ist nicht gleich Reforestation-Unternehmen und nicht gleich Bewirtschaftungsunternehmen.
Steht ein Rückkaufangebot im Reforestation-Vertrag, liegt das Datum weit in der Zukunft, so dass vorher der Konkurs eintreten kann und dem "Investor" dann nur wertlose Aktien ausgehändigt werden.
Investitionsrisiken gibt es natürlich bei jeder Investition. Das eigene Haus kann abbrennen, wogegen man sich aber versichern kann. In der Landwirtschaft sind es Plagen, Brände (aktuell nicht versicherbar), Marktschwankungen etc. Aber Simply Natural Farms hat auch gezeigt: Der Rücktritt des Präsidenten, aller weiteren Direktoren und der Anwaltskanzlei als "Agente Residente" ist kein Straftatbestand, führt aber zur Suspendierung der Gesellschaft von Amts wegen und damit zum Untergang des Geschäfts. Geschädigte haben dann nicht mal einen Ansprechpartner für eine Klage. Das Geschäftsmodell lässt sich beliebig wiederholen: "Schicke Webseite - $350,000 kassieren - Residencia Permanente organisieren - ein paar Bäume pflanzen - 4 Jahre positive Berichte - dann Grossbrand und Pleite oder einfach Rücktritt"
Daher: Ich kann beim besten Willen keine Reforestation-Programme mehr empfehlen! Gern berate ich ausführlich über die rechtssichere Anlage in die eigene Immobilie im Rahmen des Golden Visa oder des Friendly Nation Visa. Ein hervorragender Inflationsschutz, welcher bei guter Lage und Verwaltung auch interessante Renditen abwerfen kann - unter voller Kontrolle des Eigentümers und jederzeit steuerbar!
Rentner und Italiener haben es noch einfacher: Ohne Investition und mit geringen Kosten zur Residencia Permanente ohne zweijährige Probezeit.
Michael Jähne
IMMOGRATION CORP. PANAMA
Email: office@immogration.com
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